Christen sind Realisten

Havixbeck. Die schlichten Namensschildchen auf der ersten Stuhlreihe im Festsaal des Stiftes Tilbeck lasen sich nahezu wie das „Who is Who“ der Politprominenz aus dem Kreis Coesfeld:
Landrat Konrad Püning, seine Stellvertreterin Anne Dabbelt, MdB Karl Schiewerling, sein Vorgänger Werner Lensing, MdL Werner Jostmeier, MdL Bernhard Schemmer, Kreisdirektor Joachim Gilbeau, Havixbecks CDU-Gemeindeverbands-Vorsitzender Hans-Gerd Hense, die Bürgermeister Klaus Gottschling (Havixbeck) und Richard Borgmann (Lüdinghausen) und viele, viele mehr.
 
Rund 260 Gäste der CDU des Kreises Coesfeld – darunter Vertreter der Banken, der Handwerkerschaft, aus Verbänden und Vereinen und nicht zuletzt vom Orden der Franziskanerinnen, an ihrer Spitze Oberin Schwester Adona – empfingen den Festredner beim Neujahrsempfang, Prof. Dr. Bernhard Vogel, mit herzlichem Beifall. Kreisverbandsvorsitzender Werner Jostmeier würdigte in seiner Begrüßung die Verdienste des Präsidenten der Konrad-Adenauer-Stiftung und früheren Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und des Freistaates Thüringen. 
 
Stolz zeigte sich Werner Jostmeier auf die Erfolge im Kreis: „Wir sind Zukunftsland, haben den Zuschlag für die Regionale 2016 und das Leader-Projekt für Billerbeck, Coesfeld, Havixbeck, Nottuln und Rosendahl bekommen. Der Kreis hat bei Halbzeit der Legislaturperiode 25 Prozent weniger Arbeitslose, dafür 209 000 neue sozialversicherungspflichtige Stellen geschaffen.“ Er bilanzierte: „Nie zuvor wurde soviel auf den Weg gebracht wie 2007. Und es war ein Jahr harter Arbeit und großer Erfolge.“ 
 
Festredner Bernhard Vogel mahnte unter dem Titel „Was uns eint – Werte der christlichen Demokraten“: „Wir freuen uns über den allgemeinen Optimismus im Lande. Ich rate aber, nicht übermütig zu werden. Noch haben wir zu viele Arbeitslose. Dabei ist, Arbeit zu haben, ein Stück Lebenserfüllung. Der Mindestlohn ist zwar populär, kann aber auch lebensgefährlich werden. Denn mit ihm steigt auch die Schwarzarbeit.“
 
Nachdem Vogel nahezu alle strittigen Themen der Großen Koalition gestreift hatte („Das war keine Liebesheirat“), kam er auf sein eigentliches Thema zu sprechen: „Wir müssen uns nach unseren Wurzeln fragen. Wir müssen uns auch nach unseren Zielen fragen. Geschichtslosigkeit führt zu Barbarei!“ Er forderte die Politiker auf, auf die Menschen zuzugehen. „Von hinten sehen Sie nicht, was die Leute auf der Straße denken.“ Und: „Wir sind doch Christen. Wir glauben nicht an Utopien. Christen sind Realisten. Denken Sie an die Worte Konrad Adenauers, als er sagte: ‚Wir müssen die Menschen so nehmen, wie sie sind. Wir kriegen keine anderen.‘“
 
Und mit Blick auf die Zukunft der Jugend forderte Vogel schließlich: „Wir brauchen Eliten in der Wissenschaft genauso wie im Handwerk. Und wenn wir Eliten in der Politik hätten, wäre das auch nicht schlecht.“
 
Das Havixbecker Euphonium-Tuba-Quartett mit Rainer Becker, Reinhold Schulte, Christian Schwenk und Vinzenz Krotoszynski intonierte „Josuah fit the battle of Jericho“ und „The Washington Post“ sowie den „Tanz“ und das „Gebet“ aus der Humperdinck-Märchenoper „Hänsel und Gretel“. 
 
Quelle: Dülmener Zeitung