Jostmeier besucht Erstaufnahmelager

Gedenkstätte Friedland: Modell für Unna-Massen

Auf Einladung niedersächsischer Landtagsabgeordneter konnten sich der heimische Abgeordnete Werner Jostmeier und Ina Scharrenbach, Abgeordnete aus Unna, in diesen Tagen direkt vor Ort über die historische Bedeutung des Grenzdurchgangslager Friedland und seiner heutigen Funktion als Erstaufnahmelager informieren.
Zwischen 1945 und 1985 fanden über 4,5 Millionen deutsche Flüchtlinge und Vertriebene ihre Erstaufnahme im Durchgangslager Friedland. Alleine im zweiten Halbjahr des Jahres 1945 waren es über 500.000 deutsche Flüchtlinge und Vertriebene aus den historischen deutschen Ostgebieten. 
 
Zum Vergleich, in diesem Jahr erwartet Deutschland insgesamt etwa 800.000 Flüchtlinge. Der Unterschied: diese Menschen kamen damals in ein Land, das nicht nur total besiegt, sondern völlig zerstört war, wirtschaftlich am Boden lag und in dem die Menschen in Westdeutschland und der späteren DDR selber größte Entbehrungen zu leiden hatten. 
 
Seit 1945 war das Grenzdurchgangslager Friedland für die deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen die erste Anlaufstelle in der Bundesrepublik. Große Bekanntheit erlangte es insbesondere 1955 durch die Rückkehr von 10.000 deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion. In diesen Tagen (08.-13. September 1955) jähren sich zum 60. Mal die historischen Gespräche, mit denen Konrad Adenauer in Verhandlungen mit Chrustschow die Rückkehr deutscher Kriegsgefangener erreichte. Auch heute ist das Grenzdurchgangslager Friedland nach wie vor für die deutschen Spätaussiedler aus Osteuropa die zentrale Anlaufstation (2015 waren es bis dato 7.000). 
 
Geprägt und beherrscht wird die tägliche Arbeit und das gesamte Dorf Friedland mit seinen 1.200 Einwohnern heute jedoch von den hier ankommenden Flüchtlingen. Sie kommen ausnahmslos aus Syrien, Irak, Afghanistan, Eritrea, Pakistan und den weiteren Kriegsgebieten des Nahen Ostens. Das Erstaufnahmelager Friedland ist ausgerichtet für 700 Personen, und nach Aussage von Verwaltungsleiter Heinrich Hörnschemeyer wäre selbst die Betreuung von 1.500 Flüchtlingen kein Problem. 
 
Zurzeit sind es aber täglich mehr als 3.500 Flüchtlinge, die dort untergebracht und erstmalig registriert werden. Diese Situation, wie Menschen auf Fluren übernachten, wie Büros, Besprechungs- und Versammlungsräume leer geräumt wurden und komplett mit Nachtlagern, Feldbetten und Luftmatratzen ausgerichtet worden sind, erlebten die Landespolitiker hautnah. 
 
Die bedrückende Situation vor Ort, die Enge, die beklemmenden Zustände und die damit verbundenen Bilder sind hinlänglich aus der täglichen Berichterstattung in den Medien bekannt. Auch in Friedland sieht es nicht anders aus. Daher wurde aus Gründen der Pietät ganz bewusst auf einschlägige Flüchtlingsbilder verzichtet. Die Menschen vor Ort sind sicherlich dankbar und versuchen mehr oder weniger geduldig, das Beste aus der Situation zu machen. Die Umstände der Unterbringung mit auf den Fluren schlafenden Menschen bedürfen jedoch keiner weiteren bildlichen Dokumentation. Da muss dann einfach mal ein Gruppenfoto vor dem Gebäude genügen. 
 
Ein zweiter Schwerpunkt des Besuches war die Herrichtung der Gedenkstätte Friedland, die mit der Unterstützung aller im niedersächsischen Landesparlament vertretenen Fraktionen im alten historischen Bahnhof zurzeit errichtet wird. Als Beauftragter der CDU-Landtagsfraktion NRW für Vertriebene, Aussiedler und deutsche Minderheiten ist es insbesondere für den Landtagsabgeordneten Werner Jostmeier ein Bestreben, welches von der ganzen CDU und FDP des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt wird, auch eine Gedenkstätte in Unna-Massen zu errichten. Dieses Ziel verfolgt die CDU bereits seit 2006. Zwar hat es im Jahr 2007 einen entsprechenden Landtagsbeschluss gegeben. Jedoch hat die Landesregierung diesen Beschluss bis heute nicht umgesetzt.
    
Ziel der NRW-CDU ist es, auch für die 2,5 Millionen deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen, die in Unna-Massen die Erstaufnahme in den 50er, 60er und 70er Jahren gefunden haben, eine Verbindung zu den heute dort eintreffenden Flüchtlingen zu schaffen. Jostmeier fasste die Bedeutung des Erstaufnahmelagers in Unna-Massen wie folgt zusammen: „Das was Friedland für ganz Deutschland ist, bedeutet Unna-Massen für Nordrhein-Westfalen. Denn Nordrhein-Westfalen war und ist nach wie vor das Flüchtlingsland Nummer 1. Bereits im Jahre 1949 war jeder neunte Bergmann an Rhein und Ruhr ein deutscher Vertriebener aus Schlesien, Ostpreußen, Sudeten und den Wolgagebieten.“