Werkstattgespräch der CDU-Landtagsfraktion:

Erinnerungskultur in NRW muss auch die Geschichte der Vertriebenen und Spätaussiedler umfassen

Für die bewusst im kleinen Rahmen konzipierte Veranstaltungsreihe der CDU-Werkstattgespräche war es eine beeindruckende Anzahl an Teilnehmern, die am 17. Juni in den Fraktionssaal der CDU im Düsseldorfer Landtag strömte. Armin Laschet, Partei- und Fraktionsvorsitzender der CDU in NRW, deutete die hohe Teilnehmerzahl gleich zu Beginn richtig: „Mit dem Werkstattgespräch zur Erinnerungskultur trifft die CDU-Landtagsfraktion den Nerv all jener, die sich von der rot-grünen Landespolitik zu Recht vernachlässigt fühlen.“
In seiner Begrüßungsansprache stellte Laschet klar, dass „Geschichte und Erinnerung sich nicht allein auf NS-Gedenkstätten beschränken darf“. Laschet weiter: „Wir wollen, dass die Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen deutsch besiedelten Gebieten im Osten in die Geschichtsbücher aufgenommen wird.“ 
 
Werner Jostmeier, der als Beauftragter der CDU-Landtagsfraktion für Vertriebene, Spätaussiedler und deutsche Minderheiten zu dem Werkstattgespräch eingeladen hatte, griff die Worte des Vorsitzenden auf und betonte, dass die landsmannschaftlichen Verbände und die Anliegen, die sie bewegen, Teil unserer gesamtdeutschen Kulturlandschaft sind. „Wir müssen heute Perspektiven der Erinnerungskultur entwickeln, die tragfähig und umfassend sind. Die Beratungen des heutigen Werkstattgesprächs fließen in die parlamentarische Arbeit unserer Fraktion ein“, so Jostmeier.
 
Die geladenen Experten positionierten sich klar für eine ehrliche Geschichtsvermittlung an die heute junge Generation. Dr. Stephan Kaiser, Direktor des Oberschlesischen Landesmuseums in Ratingen, bemängelte, dass in den letzten 70 Jahren „so vieles vergessen wurde“. Erinnerungskultur müsse „ein Selbstverständnis in der Gesellschaft sein“, kein bloß zeitlich oder lokal punktueller Akzent.  
 
Zumal – wie Eleonora Heinze, Büroleiterin des ersten russlanddeutschen Bundestagsabgeordneten Heinrich Zertik in Berlin betonte – das Geschichtsbewusstsein der Spätaussiedler zunehmend erwache. Für die Deutschen aus Russland sagte sie, diese seien inzwischen „selbstbewusst genug, ihre Wurzeln zu zeigen“.
 
Stephan Krüger, Vorsitzender des BdV in Köln, arbeitete in seinem Statement eine weitere Nuance hervor: „Landsmannschaften müssen stärker zusammenarbeiten, um öffentlichkeitswirksamer agieren zu können.“ Zwar habe jede einzelne Volksgruppe ihre eigene Geschichte, allerdings bringe eine Abschottung keinerlei Vorteile.
 
Dr. Winfrid Halder, Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses in Düsseldorf, riet den zahlreichen Teilnehmern aus den Reihen der Vertriebenenverbände und Landsmannschaften, die historische Dimension im Blick zu behalten: „Wenn Sie Veranstaltungen konzipieren, gilt es darauf zu achten, dass Flucht und Vertreibung der Deutschen nicht als isolierter Aspekt dargestellt wird.“
 
Das Diskussionsforum wurde hervorragend angenommen. Zahlreiche Fragen zur vorgelegten Neukonzeption der Erinnerungskultur in Nordrhein-Westfalen bestätigten die Annahme, dass weder Spätaussiedler noch Vertriebene mit dem Konzept der Landesregierung zufrieden sind. Rückfragen zu Fördermöglichkeiten nach § 96 BVFG beantwortete der geladene Referent Sebastian Wladarz (Landesgeschäftsführer der OMV NRW) mit viel Fachkenntnis.
 
Das Schlusswort sprach Heiko Hendriks MdL: „In Nordrhein-Westfalen und vor allem hier im Landtag wird Erinnerungskultur sehr einseitig verstanden. Bis auf die CDU gibt es leider keine andere Partei, die die Belange und die Geschichte der Vertriebenen und der Spätaussiedler auf der politischen Agenda hält. Nur wer Geschichte kennt, kann daraus lernen. Ich hoffe, wir werden immer mehr, die wir gegen das Vergessen ankämpfen.“